Ein guter Rat vorne weg: Kaufe nur kastrierte männliche Meerschweinchen. Warum? Der Züchter kennt seinen Tierarzt und ist bei einem mit einer guten Erfolgsquote. Wenn das Tier bei der OP stirbt trägt der Züchter die Kosten und nicht der Käufer. Seriöse Züchter geben ausschließlich kastriert ab, alle anderen sollten nicht durch das abkaufen ihrer Nachzucht unterstützt werden, denn hier beginnt der Kreislauf des Tierleids.
Die Gruppenzusammenstellung ist bei Meerschweinchen sehr relevant, da es äußerst soziale Tiere sind und in der Guppe jeder und jede eine Rolle hat. Wenn man die kleinen Moppel über einen längeren Zeitraum hinweg beobachtet bekommt man einen guten Einblick in die feinen Zwischen-Meerschweinchenlichen Interaktionen. Das Beobachten geht bei mir gut, da ich verschiedene Gruppen habe und auch große Gruppen mit Tieren jeden Alters.
Ein oft gefragtes Thema ist: „Muss man Böcke wirklich kastrieren“?
Es geht schon los mit den verwendeten Wörtern in der Frage und dann auch in der entsprechenden Antwort – dem „müssen“.
Warum sich doch immer wieder Menschen sträuben die Tiere kastrieren zu lassen weiß ich nicht. Ich denke einige möchten sich einfach nichts vorschreiben lassen andere wollen das Geld hierfür nicht ausgeben. Was dabei auffällt, es geht dann nicht um das Tier sondern um den Egoismus des Menschen. Aber um das Thema kastrieren geht es an einer anderen Stelle.
Kurz zusammengefasst: Ja man muß.
Oft merkt man es sofort, wenn es mit der Harmonie schwierig ist: Es wird mit den Zähnen geklappert und der Kopf hochgerissen, manchmal drohen sie sich nur, manchmal wird kurz gezwickt aber manchmal verbeißen sie sich ineinander und kugeln sich wie ein einzelnes Wollknäuel. So eine kleine Transport- / Sortierbox ist wohl der ultimative Testort für das Vertragen.
Ich habe es nun lange versucht die Böcke in großen Gruppen zu halten und ich versuche es noch – denn sie müssen ja irgendwo sein. Als Züchter brauche ich sie, und ganz besonders ihr Erbgut.
Viele Züchter halten ihren Zuchtbock mit einem Kastraten zusammen in einer Zweiergruppe, manchmal ist der Zuchtbock für die Aufzucht der Jungtiere verantwortlich oder er befindet sich in Verpaarung. Man muss die Hormonbolzen gut im Auge behalten, denn es passiert schnell und unerwartet, dass sie sich beißen und es braucht nicht viel schon ist ein Ohr oder Auge verletzt oder es gibt eine Kruste oder einen Abszess am Körper – in so einem Fall ist die Showkarriere des Tieres für die nächste Zeit oder für immer beendet.
Man müsste sie einzeln halten, dann blieben sie körperlich unversehrt, aber für ihr psychisches Wohlergehen wäre das schlecht und es wäre schlicht und einfach nicht artgerecht.
Aktuell halte ich meine Böcke in Boxen welche mit einem groben Gitter getrennt sind. Durch das gobe Gitter kommen die älteren Böcke nicht durch. Sie sehen sich, knattern sich an und lassen wieder voneinaner ab. Ich habe sie lange beobachtet und finde, dass sie deswegen nicht gestresst sind. Die Jungtiere hingegen haben die freie Wahl und können den gesamten Bereich nutzen. Sie flitzen mal zum einen Bock, dann zum anderen und bei ihrem Lieblingsgesellen bleiben sie. Ein großer Vorteil von dem ganzen ist, dass kein Jungtier einem Bock ausgeliefert ist. Ich finde diese Haltung aktuell am Besten von allen Varianten die ich ausprobiert haben.
Die Böcke werden ein bis dreimal verpaart und dann kastriert. In Ausnahmefällen bleiben sie länger. Ihre Position wird dann durch einen jungen noch friedlichen Bock nachbesetzt. In- und Linienzucht kommt bei mir nicht zum Einsatz.